Die Frage nach dem Sinn bestimmt unser Arbeitsleben immer mehr
Das Streben nach einer sinnvollen Arbeitstätigkeit hat für viele Menschen heut zu Tage oberste Priorität. Vor allem die jüngere Generation strebt nach Jobs, die für sie sinnvoll sind. Früher ging man arbeiten, um Geld zu verdienen und sich einmal etwas leisten zu können. Dieses Ziel haben viele junge Menschen heute nicht mehr, weil es immer schwieriger wird, sich etwas aufzubauen. Für viele ist es kein erklärtes Ziel mehr, in ein Unternehmen einzusteigen, um dort Karriere zu machen. Der Fokus verlagert sich immer mehr in Richtung: „Arbeit muss Spaß machen und einen Sinn liefern“. Ganz besonders junge Menschen am Arbeitsmarkt wollen nicht mehr „schuften bis zum Umfallen“. Sie sind sehr kritisch und hinterfragen den Sinn hinter dem, was sie tun. Eine Arbeit, die nicht sinnstiftend ist, ist somit für viele ein No-Go, wobei die Frage, was genau Sinnstiftung bedeutet sehr individuell ist.
Für Manche kann es beispielsweise bedeuten, einen Job zu haben, bei dem man anderen helfen kann, für viele bedeutet es einen Job zu haben, bei dem man weiß, was der ganz persönliche Beitrag zum großen Ganzen ist. Für viele junge Arbeitnehmer:innen sind z.B. Unternehmen besonders attraktiv, die sich ernsthaft mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander setzen. Sie fordern von ihren Arbeitgebern mehr Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliches Engagement. Laut einem Deloitte-Artikel zum Thema „Sustainability“ sind rund 43 Prozent der Generation Y bereit, einen Job zu kündigen oder abzulehnen, wenn er nicht mit den eigenen Werten übereinstimmt. Für 49 % ist es sogar sehr wichtig, dass der Arbeitgeber einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft hat. Unternehmen, die dies in ihren Unternehmenszielen und in ihrer Kultur verankert haben, liefern somit für viele Arbeitnehmer:innen einen wichtigen Purpose und somit einen Sinn.
Fehlender Sinn bei der Arbeit kann schwerwiegende Folgen haben, denn mit fehlendem Sinn gehen über Kurz oder Lang Demotivation, Frustration, häufigere Krankenstände oder Innere Kündigung einher. Oder anders gesagt: eine Grundvoraussetzung für die Motivation Leistung zu erbringen, ist für Mitarbeiter:innen aller Altersgruppen, eine erfüllende Tätigkeit zu haben. Im sogenannten „Fehlzeitenreport 2018“ konnte durch eine Studie z.B. gezeigt werden, dass vor allem die Unternehmenskultur und die Führungsqualität Einfluss auf den Sinn bei der Arbeit haben.
Sinnhaftigkeit können Mitarbeiter:innen bei der Arbeit vor allem dann erleben, wenn sie die Möglichkeit haben sich weiterzubilden und zu entwickeln, wenn das Gemeinschaftsgefühl gefördert wird und sie wissen, wie sie persönlich zum Unternehmenserfolg beitragen können. Für Unternehmen ist es enorm wichtig, ein Umfeld mit einer gesunden Fehlerkultur zu schaffen, wo es Mitarbeiter:innen möglich ist, Dinge auszuprobieren, wo es erwünscht ist sich einzubringen, wo man gesehen und gehört wird und die eigenen Ideen angenommen werden. Mitarbeiter:innen müssen die Gründe hinter den Werten und Regeln in der Organisation verstehen und Führungskräfte haben die Aufgabe, die Gründe für bestimmte Entscheidungen erklären zu können. Führungskräfte repräsentieren das Unternehmen und nehmen daher eine aktive Rolle ein, wenn es um die Erklärung der Unternehmensstrategie geht. Mitarbeiter:innen, denen die Vision des Unternehmens nicht klar kommuniziert wird, können kaum einen Sinn in ihrer Tätigkeit sehen, was am Ende demotivierend wirkt.
Visionen geben ein Ziel vor, schaffen ein Gemeinschaftsgefühl sowie Identität und sind sinnstiftend für das eigene Handeln. Darüber hinaus bestimmen sie die Richtung des Unternehmens und sind Grundlage für die Unternehmenskultur. Je transparenter die Vision ist, desto einfacher ist es für Mitarbeiter:innen zu erkennen, wie sie persönlich zum Unternehmenserfolg beitragen können. Oft schaffen es Unternehmensleitung und Führungskräfte nicht, den Mitarbeiter:innen die vorhandene Unternehmensvision klar zu kommunizieren. Eine weitere Herausforderung ist die sich ständig ändernde Umwelt. Heute erst aufgestellte Pläne können morgen schon wieder ungültig sein. Was es also braucht ist eine starke Vision, die auch in dynamischen Zeiten Sicherheit gibt.
SIMON SINEK sagt in seinem Buch: „Start with why“, dass Unternehmen, die genau wissen warum sie tun, was sie tun und somit einen starken Purpose haben, erfolgreicher sind, als andere Unternehmen. Je intensiver und konsequenter man sich als Unternehmen mit der Frage nach dem eigenen Purpose beschäftigt und je stärker und klarer man dies in weiterer Folge auch an die Mitarbeiter:innen kommunizieren kann, desto mehr Identifikation mit dem Unternehmenszweck wird geschaffen. Mitarbeiter:innen, die eine sinnstiftende Tätigkeit ausüben können, sind zufriedener, motivierter, dem Unternehmen enger verbunden und eher gewillt, dem Unternehmen treu zu bleiben. Sinnstiftung und ein klarer Purpose sind also auch wesentliche Bausteine, wenn es um Mitarbeiterbindung geht, die vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels immer wichtiger wird.
Unsere heutige Welt befindet sich in einem ständigen Wandel. Umso wichtiger ist es, eine Tätigkeit auszuüben, die einen glücklich macht und Orientierung gibt. In der sogenannten VUCA*-Welt, die uns allen viel abverlangt, werden vor allem jene Unternehmen erfolgreich sein, die es schaffen, den Mitarbeiter:innen diesen Sinn und eine gewisse Orientierung zu geben.
(*Bedeutung: Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität)